Ein erster Gehversuch auf Cottbuser Straßen. Mein damaliger Besuch in einer der queeren Szene recht nahen Kneipe, wird mir lange in Erinnerung bleiben. Was ursprünglich als Scherz angesehen war, entwickelte sich in rasender Geschwindigkeit. Kaum auf der Tanzfläche stehend, traten weitere Menschen aus ihren dunklen Ecken hervor und gaben ihrer Persönlichkeit mit einem neuen Outfit eine ganz eigene Definition.

Der Fluss ward kaum aufzuhalten und die "Szene" in Cottbus erlebte einen bunten Luftzug, der sich über einige Zeit hinweg hielt. In diesem Zusammenhang trug es mich verstärkt in die HIV/Aids Präventionsarbeit, denn "nur" das Rampenlicht und aufwändige Kostüme waren mir zu wenig. Im Einsatz für den in Cottbus gegründeten AIDS-Hilfe Lausitz e.V. trugen mich die Füße durch etliche Abende und Partys. Miss Cherry Moonlight verzauberte die Herzen und trotz schmerzvoller Erfahrungen nahm der Fahrtwind zu. So entwickelten sich stückweise Aufgaben, Kontakte und Netzwerke. Auf der einen Seite ein sehr schöner und reizvoller Weg, auf der anderen aber auch ein schwieriger.

Soziale Projekte interessieren mich, da hierbei der Versuch unternommen wird, etwas mit der gegebenen Zeit anzufangen. Menschen suchen nach Möglichkeiten, unser Leben ein Stück besser zu gestalten. Da auch meine Zeit begrenzt ist, habe ich mich vor einigen Jahren entschieden, mein Schaffen in erster Linie dem "Thema Aids" zu widmen. Die Immunschwächekrankheit ist kaum Thema, da die medizinische Versorgung in den letzten Jahren verbessert wurde. Kein Thema mehr zu sein heißt auch, keine Auseinandersetzung mehr zu führen und auch keine Fragen mehr zu stellen. Diese Haltung finde ich problematisch.

In unserer heutigen Zeit zu sensibiliseren ist durchaus herausfordernd, besonders dann, wenn Menschen drei Meter an einem Infostand vorbei laufen und sich augescheinlich für nichts interessieren. Mit einem auffallenden Kostüm reiße ich bewusst Menschen aus dieser Haltung. Oft hilft ein Lächeln.